Konstantinopel: Das zweite Rom im Osten

Konstantinopel: Das zweite Rom im Osten
Konstantinopel: Das zweite Rom im Osten
 
Als Konstantin im Jahr 324 n. Chr. in der Nähe von Adrianopel, dem heutigen Edirne, seinen letzten Gegner, den Mitkaiser Licinius, besiegt hatte, stand das Reich nach langen Jahrzehnten der Unruhe und Kriege wieder unter der Führung eines einzigen Kaisers. Konstantin war im Osten des Reiches, in Naissus (heute Niš in Serbien), geboren, blieb aber auch während der langen Jahre, die er in Britannien, Germanien und Italien verbrachte, dem Land seiner Geburt verbunden, sodass er nach dem Sieg über Licinius auch den Wunsch verwirklichte, in dieser Region eine (in antiker Tradition) nach ihm benannte Stadt zu gründen. Die Wahl fiel schließlich noch im selben Jahr auf das schon im 7. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Kolonisten besiedelte Byzantion am Bosporus, benannt nach einem legendären Byzas, der die Griechen dorthin geführt haben soll.
 
Dieses Byzantion gehörte schon seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. zur römischen Provinz Bithynien und wurde danach mehrfach erweitert und befestigt. Als Konstantin 324 die Stadt übernahm, war sie durch die Kriege der vorausgehenden Jahrzehnte stark zerstört, sodass durchaus von einer »Gründung« zu sprechen ist, die der Kaiser im November (324) mit einem formalen Akt einleitete und am 11. Mai 330 mit der offiziellen »Weihe« abschloss.
 
Die Altstadt Istanbuls, der Nachfolgerin Konstantinopels, gibt heute keine Hinweise mehr, wie die Anlage dieser Gründung ausgesehen haben mag, und wir sind daher fast ganz auf schriftliche Quellen angewiesen. Allein die äußere Ummauerung lässt sich einigermaßen rekonstruieren; sie zeigt, dass die Stadt eine Fläche von etwa 6 km2 besaß. Sie war sicherlich nicht nach dem quadratischen Schema römischer Städte angelegt, sondern fächerförmig, von einem zentralen Platz ausgehend. Innerhalb der kurzen Zeit bis zum Tod des Kaisers (337) konnte nur ein geringer Teil des Bauprogrammes vollendet werden: vor allem öffentliche Bauten wie ein Kaiserpalast, ein Gebäude für den Senat, Paläste für staatliche Behörden und Mitglieder großer Familien, Thermen und natürlich besonders der Hippodrom für die beliebten Pferdewettkämpfe, daneben der Zentralplatz und die von ihm ausgehende Hauptstraße. Auch zwei Kirchen gehörten zum ersten Bauprogramm: die Irenenkirche, die vor dem Bau der Hagia Sophia als Bischofskirche diente, und die Apostelkirche, die auch als Mausoleum für Konstantin selbst gedacht war. Tempelanlagen aus der früheren Zeit wurden nicht zerstört, ja, der Kaiser ließ sogar noch zwei neue Tempel errichten.
 
Wenngleich man auch in Konstantinopel, wie im alten Rom, sieben Hügel ausmachen konnte, so entsprach es doch nicht dem ursprünglichen Konzept des Kaisers, bewusst ein »zweites Rom« zu schaffen, und noch weniger, eine »christliche Konkurrenz« zum heidnischen Rom. Gewiss hat der Kaiser auch keine neue Reichshauptstadt gegründet, sondern nur eine weitere Residenzstadt. Es dauerte bis zum Ende des 4. Jahrhunderts, ehe — seit Theodosius I. (379—395) — Konstantinopel ein stabiles Zentrum wurde, in dem nun einer der beiden Kaiser des Römischen Reiches seinen ständigen Regierungssitz nahm. Erst jetzt werden auch Begriffe wie »neues Rom« und »zweites Rom« zum Bestandteil offizieller Dokumente, während sie früher nur den Lobreden auf die Kaiser vorbehalten waren. Durch die administrative Teilung des Reiches (395) mit Konstantinopel als Kaiserstadt und dem politischen und wirtschaftlichen Niedergang des alten Roms im 5. Jahrhundert wurde die Idee vom zweiten Rom nun auch in die Realität umgesetzt.
 
Konstantinopel, die »Konstantinstadt« (griechisch Konstantinupolis) war beim Tode ihres Gründers (337) noch weitgehend eine Baustelle, und die Nachfolger, besonders sein Sohn Constantius II., setzten das Werk fort. Erst in den folgenden Jahrzehnten wurde die Mauer auf der Landseite ganz zu Ende geführt und mit dem Bau einer ersten Sophienkirche begonnen, es folgten große Thermenanlagen, die in den Jahren 368 bis 373 den Bau einer eigenen Fernwasserleitung (Valensaquädukt) erforderten. Auch weitere zentrale Plätze, die im Stadtbild bis heute bewahrt blieben, wurden geschaffen, versehen mit großen Säulen und Skulpturenschmuck aus vielen Reichsteilen, der die Stadt zu einem antiken Freilandmuseum machte. Der Bevölkerungszuwachs zwang zu einer Besiedlung des Geländes außerhalb der Mauer, ungeschützt vor den sich mehrenden Angriffen, besonders seitens der Hunnen. So wurde unter Kaiser Theodosius II. (408—450) in zwei Bauabschnitten ein äußerer und innerer Landmauerring fertig gestellt, der nicht nur das Areal Konstantinopels erweiterte, sondern die Stadt auch zur mächtigsten Festung Europas machte, die bis zum Jahr 1204 jeder Eroberung standhielt.
 
Mauern konnten freilich nicht vor Erdbeben und Bränden schützen, die im 5. und 6. Jahrhundert häufig die Stadt heimsuchten und zu ständigen baulichen Veränderungen zwangen. Unterstützt von kirchenpolitischen Maßnahmen wuchs seit dem 5. Jahrhundert auch die Zahl der Kirchen und Klöster ständig an. Aber erst im 6. Jahrhundert erfuhr das Zentrum Konstantinopels jene entscheidenden Veränderungen, die das Bild der späteren Kaiserstadt prägten. Ein Brand im Jahre 532 gab Kaiser Justinian (527—565) die Möglichkeit, mit der Erneuerung der um Hippodrom und Kaiserpalast gelegenen Bereiche der Stadt seinen imperialen Baugedanken aufzuprägen, der im Neubau der Hagia Sophia, der Kirche zur »Heiligen Weisheit«, seinen Höhepunkt fand.
 
Die Bevölkerung
 
In den beiden Jahrhunderten zwischen Konstantin und Justinian wuchs Konstantinopel zu einer Großstadt an, die im 5. Jahrhundert Rom schon überflügelt hatte und wohl auch die Großstädte des römischen Orients, Antiochia und Alexandria. Alle Schätzungen bleiben freilich Vermutung. Wir wissen, dass das Areal der Stadt nie flächendeckend bebaut war, dass große Plätze, Badeanlagen und Grünflächen das Stadtbild bestimmten und »Mietskasernen« (wie in Rom) eher die Ausnahme bildeten. Von der Ausdehnung der Stadt her ergibt sich kein Anhaltspunkt für die Bevölkerungszahl. Aber mit guten Gründen hat man für die Epoche Justinians (vor der großen Pest 541) etwa 375000 Einwohner vermutet. Die Verwüstungen durch Hunnen und Goten im Balkanraum, die vom Ende des 4. Jahrhunderts an zum Alltag der Landbevölkerung gehörten, trugen zu einer Landflucht bei, aber auch die Attraktivität der großen Stadt, in der man bessere und leichtere Arbeit zu finden hoffte oder einfach »untertauchen« konnte, um so auch dem Steuerdruck zu entgehen, förderte ein rasches Anwachsen. Vergebens haben kaiserliche Verordnungen den Zuzug einer Kontrolle zu unterwerfen versucht. Die Versorgung der Stadt mit Getreide war zu allen Zeiten ein vorrangiges Problem, da Hungersnöte rasch zu Revolten führten. Hier half die Zufuhr aus Ägypten und Nordafrika, sicherlich aber auch aus dem nördlichen Schwarzmeerraum.
 
Die ersten Kaiser hatten erhebliche Mühe, Beamte und Hofpersonal an eine Stadt zu binden, die eben erst im Entstehen war und daher vieler Annehmlichkeiten des städtischen Lebens noch entbehrte. Die Überlassung von Grundbesitz und der Bau von Palästen und Landsitzen in den besten Regionen gehörten neben zwangsweisen Versetzungen der Beamten zu den Maßnahmen, die eine führende Verwaltungsschicht schaffen sollten. Die günstige Seelage und der Bau zahlreicher Häfen förderten die Ansiedlung von Handel und Handwerk und die Entstehung einer Mittelschicht, die das gesellschaftliche und wirtschaftliche Bild Konstantinopels entscheidend bestimmte, wenngleich zahlenmäßig die unteren Schichten (die von einfachen Hilfstätigkeiten lebten) überwogen. Diese gehörten in erster Linie zu den Anhängern der »Zirkusparteien«, deren Aufgabe es war, die beim Volk so beliebten Pferdewettrennen zu organisieren. Die ursprünglich vier, später nur mehr zwei Gruppierungen, benannt nach den Wettkampffarben als »Grüne« und »Blaue«, bestimmten in einer bisweilen mafiaähnlichen Weise weite Bereiche des städtischen Lebens, den Kaiserhof nicht ausgenommen. Da vom Ende des 4. Jahrhunderts an der Kaiser nicht nur überwiegend in Konstantinopel residierte, sondern die Wahl eines neuen Kaisers auch von Vertretern des Militärs, der Beamtenschaft (des »Senats«) und des »Volkes« verbindlich bestätigt werden musste, kam den Zirkusgruppierungen als Vertretern des Stadtvolkes eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Die Kaiser waren, wollten sie ihre Herrschaft sichern oder einem bestimmten Nachfolger übertragen, auf die Unterstützung einer Zirkusgruppierung angewiesen. Hierin lag, vor allem im 5. und 6. Jahrhundert, die besondere Bedeutung des Volkes von Konstantinopel, dem diese herausragende Stellung auch bewusst war und das sich daher recht oft als empfindlicher, launenhafter und vor allem unberechenbarer politischer Faktor erwies.
 
Kunst und Kultur
 
Die Vorgängerin Konstantinopels, das alte Byzantion, war eine Handelsstadt, der im Rahmen der griechischen Kultur aber keine Bedeutung zukam. Auch in dieser Hinsicht war die Gründung Konstantins ein Neubeginn, dem jede lokale Tradition fehlte. Die rege Bautätigkeit unter den ersten Kaisern, dann unter Theodosius II. und zuletzt unter Justinian brachte es mit sich, dass Künstler und Handwerker, aber auch Bautradition sowie das Baumaterial aus allen Reichsteilen in die Stadt importiert wurden. Dies förderte natürlich in erster Linie die Architektur, die aber zur Ergänzung stets der weiteren Kunsttechniken bedarf, so der Malerei, der Mosaikkunst und der Bildhauerei. Konstantinopel wurde so zu einem Sammelpunkt des Kunstschaffens im ganzen spätrömischen Reich, besonders der östlichen Provinzen. Unter Justinian waren schließlich, nicht zuletzt durch den Bau der Hagia Sophia, der gesamte Formenschatz und das technische Können der Antike in der Hauptstadt des Reiches vorhanden und konnten nun, vor allem in späteren Jahrhunderten, von dort aus weitergegeben werden. So ist byzantinische Kunst, wenigstens in ihren besten Produkten, immer hauptstädtische (höfische) Kunst.
 
Hatte Konstantinopel im Laufe von 200 Jahren den Weg zu einer Kunstmetropole geschafft, so war dies im Bereich der Bildung nicht gelungen. Hier blieben weiterhin die alten geistigen Zentren in Syrien, Palästina und Ägypten mit traditionsreichen Schulen und alten Bibliotheken führend. Die Gründung einer »Hochschule« unter Theodosius, die oft fälschlich als »Universität« bezeichnet wird, hatte vorübergehenden Charakter und war überwiegend auf das Rechtsstudium beschränkt. Justinian suchte mit Zwangsmaßnahmen Gelehrte nach Konstantinopel zu bringen, aber auch dieser Versuch missglückte weitgehend. Die Hauptstadt blieb — bis ins 9. Jahrhundert — Bildungsprovinz. Eine Unterschriftenliste von Klostervorstehern aus dem 5. Jahrhundert in Konstantinopel zeigt, dass viele von ihnen Analphabeten waren. Die erste mit Sicherheit in der Hauptstadt entstandene Handschrift stammt aus dem Jahr 512 und ist berühmt ihrer Miniaturen, nicht der Qualität des Textes wegen.
 
 Vom »Römischen« zum »Oströmischen« Reich
 
Als am Ende des 3. Jahrhunderts das große römische Weltreich durch Angriffe germanischer Stämme und der Perser von den Rändern her abzubröckeln begann, hatte Diokletian durch Aufteilung der Herrschaftsbereiche und die Einführung eines sehr komplizierten Führungssystems, der Tetrarchie (»Viererherrschaft«), versucht, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Das System — je ein Kaiser (Augustus) für den Osten und den Westen mit einem Caesar als Unterregenten — hat sich in dieser Form nicht bewährt, und Konstantin hatte mit seinem Sieg über Licinius 324 wieder die einheitliche Führung hergestellt. Aber in der Praxis war eine Teilung der Aufgaben unumgänglich geworden, da es an allen Grenzen weiterhin und zunehmend stärker »brannte«. In diesem Zusammenhang ist auch Wahl und Ausbau Konstantinopels als östlicher Bastion des Westens zu sehen. Von hier aus war es leichter als in Rom, den Krieg gegen die Perser (Sassaniden) zu lenken, und als im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts der Balkan zum Kriegsschauplatz wurde, war Konstantinopel erst recht der geeignete Ausgangspunkt.
 
Es waren nun überwiegend Verwandte des jeweils regierenden Kaisers, die die Geschicke im Osten oder im Westen lenkten. Eine präzise Gebietsaufteilung hat zunächst sicher nicht bestanden, und manche Kaiser hielten sich öfter auch im »anderen« Bereich auf, aber im Wesentlichen dürften die Machtsphären nach Konstantins Tod (337) schon so ausgesehen haben, wie sie 395 amtlich fixiert wurden. Mit Ausnahme der kurzen Regierungszeiten der Kaiser Julian (361—363) und Jovian (363—364) gab es bis zum Regierungsantritt Justinians (527) keinen Alleinherrscher mehr im Römischen Reich. Von einer Reichsteilung im juristischen Sinn kann auch 395 nicht gesprochen werden, als Theodosius I. die beiden Hälften formell seinen Söhnen Honorius und Arkadios hinterließ. In der Praxis führten die beiden Teile von nun an aber eine getrennte Politik. Der Herrscher des Ostens griff kaum mehr im Westen ein, er überließ diesen gewissermaßen seinem Schicksal, und sicherlich sind die höheren Finanzeinnahmen des Ostens dem Westen nicht mehr zugute gekommen. Formell aber wurde die Reichseinheit nicht aufgegeben; es herrschte dieselbe Dynastie, und die Gesetze galten gleichermaßen in beiden Teilen. Als 476 der germanische Heerführer Odoaker den (west-)römischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte, wurde dies im Osten als Usurpation betrachtet, der freilich erst Kaiser Anastasios 493 durch die Entsendung des Ostgotenführers Theoderich ein Ende zu setzen versuchte.
 
Aus einer »östlichen Reichshälfte« war im Laufe von 100 Jahren ein selbstständiges Gebilde entstanden, das weitgehend eine kulturelle Einheit darstellte. Es war zwar ein Vielvölkerstaat, in dem im Norden (dem Balkanraum) Reste illyrischer, dakischer und germanischer Völker, im Süden und im Osten Armenier, Georgier, Syrer und Ägypter lebten, doch alle diese Völker, die des Nordens ausgenommen, verstanden sich auf der Basis der griechischen Sprache und der hellenistischen Kultur, die für diesen Raum auch in späteren Jahrhunderten immer bestimmend blieben.
 
Die moderne Forschung hat jenen östlichen Teil, der uns in der Praxis der Administration 337 und deutlicher 395 entgegentritt, als »Oströmisches Reich« oder, vom alten Namen seiner Hauptstadt ausgehend, »Byzantinisches Reich« bezeichnet. Die in Konstantinopel residierenden Kaiser gaben den Gedanken der Einheit freilich nie auf und bezeichneten ihren Staat immer als »Reich der Römer«.
 
Kriege und Unruhen
 
Hatte der Westen schon seit zwei Jahrhunderten mit dem Germanenproblem zu kämpfen, so waren für den Osten die Perser unter dem Herrscherhaus der Sassaniden seit der Mitte des 3. Jahrhunderts eine ständige Bedrohung, ehe Kaiser Jovian 363 durch erhebliche territoriale Zugeständnisse einen dreißigjährigen Frieden erreichen konnte. Diese Ruhe an der Ostgrenze erwies sich bald als dringend nötig, da das Reich an der unteren Donau mit den Auswirkungen der germanischen Völkerwanderung unmittelbar konfrontiert wurde. Die vor den Hunnen fliehenden Goten baten 376 um Aufnahme ins Reich, die ihnen in begrenzter Zahl auch gewährt wurde. Doch der Zustrom war nicht zu regulieren, und die Scharen der Goten verwüsteten weite Gebiete nördlich Konstantinopels. Kaiser Valens selbst trat ihnen entgegen und verlor im Jahr 378 in der Schlacht bei Adrianopel sein Leben. Seinem Nachfolger Theodosius I., einem Feldherrn aus Spanien, gelang es, die Lage in den Griff zu bekommen, indem die Goten ins Heer aufgenommen, angesiedelt oder auch in den westlichen Reichsteil abgeschoben wurden. Die Donau blieb freilich auch weiterhin — bis ins 12. Jahrhundert — ein neuralgischer Punkt, an dem die Steppenvölker immer wieder ins Reich eindrangen. Zum Schutz Konstantinopels vor diesen Scharen wurde dann im 5. Jahrhundert die große Landmauer errichtet. Die Goten im Heer wurden aber auch zu einer inneren Gefahr, die sich 400 in einem gefährlichen Aufstand entlud. Seine Niederwerfung brachte allerdings einen dauerhaften Sieg der antigermanischen Richtung in der inneren Politik, und die Gefahr einer »Germanisierung« des Heeres, wie sie im Westen zum Ende der römischen Herrschaft beitrug, war damit nicht mehr möglich.
 
Das 5. Jahrhundert, welches dem Westen die großen Katastrophen brachte, verlief im Osten weit- aus ruhiger. Die Perser drangen zwar erneut ins Reich ein und schufen mit der Annexion Armeniens ein Problem, das zu Auseinandersetzungen bis ins 7. Jahrhundert führte. Auch verschiedene als »Hunnen« bezeichnete Gruppen beunruhigten immer wieder die grenznahen Regionen. An der mittleren Donau waren die Kaiser in stetige Kämpfe mit verschiedenen Gruppierungen der Goten verwickelt und in den Siebzigerjahren kamen Wandalen aus Nordafrika bis an die Küsten Griechenlands, doch berührten diese Ereignisse die zentralen Regionen der östlichen Reichshälfte wenig. Am Ende des 5. Jahrhunderts waren erneut die Goten unter ihrem Führer Theoderich eine Gefahr für die Hauptstadt. Sie wurde beseitigt, indem Kaiser Zenon, der dem kleinasiatischen Stamm der Isaurier angehörte, Theoderich mit der Rückeroberung Italiens beauftragte (488). Der Plan gelang, aber Theoderich behielt Italien für sich und lieferte dadurch den Anlass für die großen Gotenkriege des 6. Jahrhunderts.
 
Die Kirche von Konstantinopel
 
Als Konstantin nach seinem Sieg über Maxentius an der Milvischen Brücke in Rom in einem 313 in Mailand erlassenen Sendschreiben (Edikt) das Christentum als eine der Staatsreligionen zugelassen hatte, waren Hierarchie, Organisation und Struktur der christlichen Kirche schon längst festgelegt. Doch zeigten sich in den Provinzen des Ostens gewisse Eigenheiten: Der kirchliche Mittelpunkt (Metropolis) fiel mit dem staatlichen Mittelpunkt (Provinzhauptstadt) zusammen, und bei Veränderungen der staatlichen Einteilung änderte sich in der Folge auch die kirchliche. Das alte Byzantion war einfacher Bischofssitz gewesen und dies blieb zunächst auch die neue Residenzstadt. Das Römische Reich besaß vier Stätten, denen ob ihrer (tatsächlichen oder legendären) Begründung durch Apostel oder der besonderen Heiligkeit des Ortes übergreifende Rechte eines Oberbistums zukamen: Alexandria, Antiochia, Jerusalem und Rom. Diese Orte waren auch — Jerusalem ausgenommen, da es als Stelle des Wirkens Jesu eine Ausnahme bildete — im oben erwähnten Sinn staatliche Mittelpunkte und Residenzstädte. Rom war zwar die Stadt des ersten Apostels und Nachfolgers Christi, doch war der Begriff einer Priorität zu Beginn des 4. Jahrhunderts noch kaum entwickelt. Er sollte sich erst an der staatlichen Rivalität zu Konstantinopel entzünden, welches damals dem Oberbischof (Patriarch) von Antiochia unterstand. Theodosius I., der Konstantinopel zu seinem festen Sitz erkor, hat diese Situation grundlegend geändert. Er berief 381 dort ein allgemeines Konzil ein, welches dem Bischof der Stadt den Ehrenrang nach dem alten Rom verlieh. Dies war ein erster Schritt in Richtung auf ein Patriarchat, das, trotz der Proteste Roms, auf dem Konzil von Chalkedon (451) nun auch tatsächlich geschaffen wurde. Der bis heute dauernde Streit um den kirchlichen Vorrang — Rom oder Konstantinopel — nahm von daher seinen Anfang. Aber gleichzeitig war die kirchliche Rangerhöhung des neuen Rom auch ein Zeichen der politischen Schwäche des alten Rom.
 
Eine neue geistige Welt: Mönchtum und Askese
 
Der Wunsch nach einem Leben in Zurückgezogenheit und Enthaltsamkeit von den Genüssen des Lebens begegnet schon in verschiedenen philosophischen Strömungen der Antike und besonders bei einigen jüdischen Sekten, wurde aber erst durch das Christentum zu einem die Gesellschaft beherrschenden Faktor. Hat die christliche Askese ihre Ursprünge im Leben Johannes' des Täufers, der Person Jesu selbst und der Theologie des Paulus, so kann das Mönchtum als eine praktizierte Form der Askese bezeichnet werden, die uns in vollendeter Form erstmals in dem aus Mittelägypten stammenden Einsiedler Antonius begegnet, der in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts die Wüste zu seinem Aufenthaltsort wählte. Sein Beispiel fand in kurzer Zeit zahlreiche Nachahmer, die sich auch zu Gemeinschaften zusammenschlossen. Schon im 4. Jahrhundert hat sich das Mönchtum rasch nach Palästina, Syrien, Kleinasien, aber auch schon nach Italien ausgebreitet. In der offiziellen Kirche hat diese freie Entwicklung des Mönchtums keineswegs immer Gefallen gefunden, da es weitgehend unkontrollierbar war. Dies gilt vor allem für einige Sonderformen des asketischen Mönchtums, die im 5. Jahrhundert in Syrien entstanden: Es gab Mönche, die sich Ketten anlegten und schweres Eisen trugen, und solche, die ihr Leben auf Bäumen hinbrachten. Zu besonderem Ruhm gelangten jene, die sich Säulen als Ort ihres Wirkens auswählten (»Säulenheilige«). Es gab aber auch heilige Männer, die, im Besitz visionärer und heilender Fähigkeiten, in der Gesellschaft der großen Städte lebten und, als Verrückte verlacht und behandelt, in der Erniedrigung die Askese um Christi willen übten. In den Westen sind diese Sonderformen auch wegen der mental, ethnisch und klimatisch ganz anders gearteten Umwelt kaum eingedrungen. Besonders hat dort aber die von Benedikt von Nursia (480—547) ausgehende Einigungsbewegung der für den Osten charakteristischen Individualität des Mönchtums Einhalt geboten.
 
Heiden und Andersgläubige
 
Der Begriff »Heiden« entstammt dem Alten Testament und bezeichnet die Feinde Jahwes, die den wahren Gott nicht kennen. In diesem Sinne hat ihn auch das Christentum übernommen und weitergeführt. Die Bekehrung der Heiden war eine der Hauptaufgaben der christlichen Kirche, der sich diese ohne Verfolgung durch den Staat erst seit dem Mailänder Edikt (313) widmen konnte. Begünstigt durch das Wohlwollen der Kaiser und eine gut funktionierende administrative Struktur drang das Christentum schnell auch in höhere gesellschaftliche Schichten ein. Den entscheidenden Schritt zur absoluten Vorrangstellung vollzog Kaiser Theodosius I. in zwei Verfügungen (381 und 391), die Tempelbau und alten Götterkult untersagten. Anhänger der alten Religion lebten aber in allen Reichsteilen, besonders im Osten und am längsten wohl in Ägypten weiter, und vielfach war die Annahme des Christentums ein äußerlicher Akt, um in den Genuss staatlicher Vorteile zu kommen.
 
Aber auch die christliche Kirche war zu Beginn des 4. Jahrhunderts keineswegs eine in den Glaubensaussagen einheitlich denkende Institution. Ein zentrales Problem lag im Verständnis der Dreieinigkeit, das heißt, dem Verhältnis zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Die Aussage des Neuen Testamentes über die Gleichheit stieß immer wieder auf Schwierigkeiten bei der Auslegung des Wesensbegriffes, der in den philosophischen Schulen des Ostens, besonders in Alexandria und Antiochia, unterschiedlich gesehen wurde. Der Klärung dieser Fragen dienten allgemeine Kirchenversammlungen (Konzile), die der Kaiser einberief. So sah sich schon 325 Konstantin mit der Lehre des in Alexandria geborenen Priesters Arios konfrontiert, der die Meinung vertrat, der Sohn sei nicht mit dem Vater wesensgleich. Das Konzil von Nicäa (Nikaia, heute İznik in der Türkei) hat diese Ansicht zwar verurteilt, der Verbreitung der Lehre (Arianismus) aber kaum Einhalt bieten können, da sie von mehreren Kaisern getragen wurde und in die Missionierung germanischer Völker Eingang gefunden hat. Hundert Jahre später entzündete sich ein neuer Streit an der Frage, ob in Christus die göttliche oder die menschliche Natur überwiege. Das Konzil von Chalkedon, einem Ort gegenüber Konstantinopel am asiatischen Festland, entschied im Jahr 451, dass beiden Naturen das gleiche Gewicht beikomme. Viele Kirchen des Ostens (Armenien, Syrien, Ägypten) hielten aber auch weiterhin (und bis heute) am »Monophysitismus«, der Lehre von der einen Natur (der göttlichen), fest.
 
Waren die genannten Irrlehren auf der Basis des Christentums entstanden, so gilt dies nicht für eine religiöse Bewegung, die, aus Persien kommend, vom 4. bis zum 6. Jahrhundert (und darüber hinaus) ein entschiedener Gegner des Christentums war: die Lehre des Mani (Manichäismus). Hier ging es um Wesentliches: um die Frage nach der Herkunft des Bösen in der Welt und den Möglichkeiten, wie das Gute den Sieg davontragen kann (Dualismus). Da diese Lehre zentrale Lebensprobleme berührte, war sie ein ernster Konkurrent des Christentums, der seine unmittelbare Gefährlichkeit erst mit der Islamisierung Persiens (im 7. Jahrhundert) verlor, als »manichäischer Gedanke« aber in andere religiöse Strömungen eindrang und in dieser Form seit dem 11. Jahrhundert auch dem Westen — in der Bewegung der Katharer und anderer »Ketzer« — bekannt wurde.
 
Antike Bildung und christlicher Glaube
 
Wie schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums hat auch seit den Maßnahmen der Kaiser Konstantin und Theodosius antike Bildung und Literatur nie in ausdrücklicher Konkurrenz zum christlichen Glauben gestanden. Die bedeutendsten Kirchenlehrer des 4. und 5. Jahrhunderts wurden in »heidnischen« Schulen ausgebildet, und die Sprache, in der sie sich ausdrückten, war jene der klassischen Antike. Die Götterwelt, die in den Tempeln zu verehren nun verboten war, blieb durch die Lektüre in den Büchern weiterhin lebendig. Bedeutende heidnische Gelehrte schrieben Lobreden auf die christlichen Kaiser, und aus den Philosophenschulen stammte das Material, mit dem die Glaubensdiskussionen auf den Kirchenkonzilien geführt wurden.
 
Schon vor der Zeit Konstantins hat sich aber auch eine christliche Literatur entwickelt, die in Sprache und äußerer Form ganz die antik-heidnische Art wahrte. Nur die »schöne Sprache« konnte den Heiden dazu bewegen, sich mit dem neuen Glauben anzufreunden. Statt der Rede vor dem Gericht gab es nun beispielsweise die Rede in der Kirche, und sie hieß »Predigt«, und wie man früher den Lebenslauf berühmter Philosophen schilderte, so nun jenen der Märtyrer und Heiligen, und wie Gedichte einst auf Tempel verfasst wurden, so nun auf Kirchen. Und neben der Geschichte der Kaiser und ihrer Taten wurde auch die Geschichte der Kirche und der Ausbreitung des Glaubens den Büchern anvertraut. Der Osten des Römischen Reiches hat heidnische und christliche Literatur wenigstens in der gesellschaftlichen Oberschicht immer nebeneinander bewahrt, während den germanischen oder germanisch überlagerten Völkern des Westens heidnische Literatur im Gewande der lateinischen Sprache immer ein Novum blieb, die es eigens zu erlernen galt.
 
Der Glanz des Ostens: Wirtschaft und Städtewesen
 
Der Reichtum des Ostens — damit ist besonders der Raum Ägyptens, Syriens, Palästinas, aber auch der Küstenlandschaften Kleinasiens gemeint — war schon aus den vorchristlichen Jahrhunderten bekannt; er hat sich in den Nachfolgestaaten des Reiches Alexanders des Großen noch intensiviert und war bis ins Spätmittelalter ein wesentlicher Faktor des Ost-West-Gefälles. Der Reichtum beruhte unter anderem auf der Fülle an wichtigen Edelmetallen in bestimmten Regionen (Armenien, Zypern) und den aus Asien und Afrika hier eintreffenden Waren, besonders Seide, Gewürzen und edlen Hölzern. Diese Produkte waren in erster Linie Ursache, dass sich hier mehr und größere Städte sowie eine stärker differenzierte handwerkliche Kultur entwickeln konnten als in den Gebieten des westlichen Mittelmeerraums oder gar nördlich der Alpen und Pyrenäen. Diese Städte waren auch Zentren eines traditionellen Land- und Seehandels. Das Land aber war, im Ganzen gesehen, weit mehr in der Hand freier Bauern als im Westen, Ernährungskrisen und Hungersnöte seltener als in der westlichen Hälfte. Erst das Vordringen der Araber hat im 7. Jahrhundert in Kleinasien diesen Wohlstand zerstört, während im Vorderen Orient später das Kalifat Nutznießer der wirtschaftlichen Tradition wurde.
 
 Ein Kaiser an der Zeitenwende: Justinian
 
Justinian übernahm im Jahr 527 die Kaiserherrschaft von seinem Onkel Justin (518—527). Dieser stammte aus der lateinischsprachi-gen Gegend von Niš und hatte sich als Sohn armer Bauern bis in die höchsten Ränge des Militärs hochgedient, ehe er (518) vom Senat zum Kaiser vorgeschlagen wurde. Als Ratgeber wirkte sein Neffe Justinian, der in derselben Gegend Südserbiens um 482 geboren wurde, aber dank des Onkels in jungen Jahren nach Konstantinopel gekommen war und dort die beste Ausbildung erhalten hatte. Frühzeitig hatte er durch Freigebigkeit bei den Spielen die Gunst des Volkes gewonnen, sodass ihm nach Justins Tod problemlos die Kaiserherrschaft zufiel. Schon 525 hatte er die Schauspielerin Theodora geheiratet, deren schlechter Leumund vor allem auf den Hofhistoriker Prokop zurückgeht. Sie hat bis zu ihrem Tod (548) wesentlich die Innen- und Religionspolitik mitbestimmt, und Justinian übertrug ihr wichtige staatliche Funktionen. Der Kaiser starb 565 ohne unmittelbare Nachkommen. Persönlichkeit und Lebenswerk machen ihn zu einem der bedeutendsten Herrscher der Antike und des Mittelalters.
 
Das Werk
 
Ein ständiger Faktor der Unsicherheit waren in den letzten Jahrzehnten die Zirkusparteien gewesen, da nicht nur die Wahl des Kaisers, sondern auch viele andere innenpolitische Maßnahmen von ihrer wankelmütigen Gunst abhingen. Als sich die beiden »Parteien« der Grünen und Blauen 532 im »Nikaaufstand« (abgeleitet vom Kampfwort »siege«, im Griechischen nika) gegen den Kaiser auflehnten, ließ er in einer blutigen militärischen Aktion ihren Einfluss zumindest für seine Regierungszeit brechen. Nach dem erzwungenen inneren Frieden löste er das »ewige« persische Problem durch Tributzahlungen, die mehrmals im Laufe der Regierungszeit erneuert (und erhöht) wurden.
 
Ziel dieser Absicherungsmaßnahmen war die Rückgewinnung Italiens, das der Ostgotenkönig Theoderich als eigenen Herrschaftsbereich einbehalten hatte. Zuvor freilich war die Gefahr einer wandalisch-gotischen Allianz auszuschalten. 533 griff daher der Feldherr Belisar das nordafrikanische Germanenreich an, und schon 534 war mit der Gefangennahme des Königs Gelimer Nordafrika wiederum Ostrom unterworfen. Die Ermordung von Theoderichs Tochter Amalasuntha (535) durch die gotische Opposition in Italien bot Justinian nun den erwünschten Vorwand zum Eingreifen. In einer fünfjährigen Auseinandersetzung gelang, von Sizilien ausgehend, demselben Belisar die Unterwerfung Italiens, aber erst 553 waren die letzten Widerstände gebrochen. Noch ehe das Unternehmen ganz zu Ende gekommen war, versuchte Justinian 552 das seit 468 westgotische Spanien ebenfalls zurückzugewinnen, doch war ein Erfolg nur an den Küstenregionen des Mittelmeeres beschieden. Justinian weilte in all diesen Jahren in Konstantinopel und baute es zur glanzvollsten Stadt seines Reiches aus. Aber nicht nur in der Hauptstadt (dieser Ausdruck ist nun sicher angebracht), auch in allen Landesteilen leitete der Kaiser Baumaßnahmen ein, über die der Geschichtsschreiber Prokop ausführlich berichtet. Weniger erfolgreich war Justinian in der Religionspolitik, da auch ihm die Aussöhnung der um dogmatische Fragen streitenden Parteien nicht gelang. Er hat allerdings durch seine Vorgehensweise den Einfluss der Kirche Konstantinopels gestärkt und in seinem Verhältnis zum Patriarchat die starke Stellung der kaiserlichen Macht auch für die folgenden Jahrhunderte begründet.
 
Ziele, Ergebnisse, Folgen
 
Die Wiederherstellung des gesamten Römischen Reiches vom Euphrat bis Britannien konnte im 6. Jahrhundert kein realpolitisches Ziel mehr sein, auch wenn Äußerungen des Kaisers in diesem Sinne sprechen. Justinian hat vielmehr ein römisches Mittelmeerreich mit dem politischen Schwerpunkt im Osten, in Konstantinopel, begründet. Er förderte, mit anscheinend unerschöpflichen Finanzmitteln, Kunst und Kultur überall dort, wo sie noch ungebrochen vorhanden waren: in den östlichen Reichsteilen und im (ehemals) ostgotischen Italien. Diese Restaurierungstätigkeit, zu der natürlich auch die Sammlung der römischen Rechtsvorschriften im Codex Iustinianus gehörte, hat wesentlich dazu beigetragen, dass vor allem das griechische Wissen der Antike in den Zeiten der Wirren, die bald nach Justinians Tod auch über den Osten hereinbrachen, nicht verloren ging.
 
Am wenigsten dauerhaft waren die territorialen Gewinne unter Justinian. Italien wurde schon drei Jahre nach seinem Tod von den Langobarden erobert, alle Küstenregionen Spaniens waren Anfang des 7. Jahrhunderts wieder in der Hand der Westgoten, gut ein halbes Jahrhundert später waren die östlichen Provinzen dem Ansturm der Araber zum Opfer gefallen, und die Balkanhalbinsel war weitgehend von Slawen besiedelt. Geblieben waren die kleinasiatischen Provinzen mit Konstantinopel als starkem Zentrum. Justinian hatte nicht ein Weltreich wieder errichtet (was er sicherlich wollte), sondern vor allem, dank des Ausbaus Konstantinopels zur Hauptstadt, die kleinasiatischen Reichsteile gestärkt, welche die Grundlage für die spätere Größe eines neuen Römischen Reiches bildeten, das mit dem alten nur mehr relativ wenig gemeinsam hatte: des Byzantinischen Reiches. Justinian war sicherlich ein Kaiser, der in seinen Idealen, in seinen politischen, gesellschaftlichen und administrativen Vorstellungen eher der antiken Welt zuzurechnen ist, der aber durch seine tatsächlichen Leistungen am Beginn eines oströmischen, oder vielleicht doch besser »byzantinischen« Mittelalters steht.
 
Prof. Dr. Peter Schreiner
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Byzanz als zweites Rom (565 bis 1453): Kontinuität im Osten
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Völkerwanderung: Die Germanen dringen ins römische Imperium
 
 
Beck, Hans-Georg: Kaiserin Theodora und Prokop. Der Historiker und sein Opfer. München u. a. 1986.
 Cameron, Alan: Circus factions. Blues and greens at Rome and Byzantium. Oxford 1976.
 Dagron, Gilbert: Naissance d'une capitale. Constantinople et ses institutions de 330 à 45. Paris 21984.
 Demandt, Alexander: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian. 284-565 n. Chr. München 1989.
 
Fischer-Weltgeschichte, Band 13: Byzanz, herausgegeben von Franz Georg Maier. Frankfurt am Main 1992.
 Kaegi, Walter Emil: Byzantium and the decline of Rome. Princeton, N. J., 1969.
 Martin, Jochen: Spätantike und Völkerwanderung. München 31995.
 Müller-Wiener, Wolfgang: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion, Konstantinupolis, Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1977.
 
Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt, herausgegeben von Theodor Klausser u. a. Ab Band 14 herausgegeben von Ernst Dassmann u. a. Begründet von Franz Joseph Dölger u. a. Auf zahlreiche Bände berechnet. Stuttgart 1950 ff.
 Rubin, Berthold: Das Zeitalter Iustinians. 2 Bände. Berlin 1960-95.
 
Spätantike und frühes Christentum, bearbeitet von Beat Brenk. Frankfurt am Main u. a. 1977. Nachdruck Berlin 1985.
 Tinnefeld, Franz: Die frühbyzantinische Gesellschaft. Struktur - Gegensätze - Spannungen. München 1977.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Byzanz als zweites Rom \(565 bis 1453\): Kontinuität im Osten —   Die Teilung Europas   Kaiser Konstantin der Große legte 324 den Grundstein für Konstantinopel, die neue Kaiserstadt am Bosporus, und am 11. Mai 330 vollzog er die feierliche Einweihung. Dieser Ostverlagerung des Reichsmittelpunktes kam eine… …   Universal-Lexikon

  • Rom — (Roma) …   Deutsch Wikipedia

  • Konstantinopel — Geschichte Istanbuls Byzantion Chalcedon Chrysopolis Hiereia Konstantinopel Pera Istanbul Die Stadt Konstantinopel wurde von …   Deutsch Wikipedia

  • Zweite flavische Dynastie — Als konstantinische Dynastie wird die von Constantius I. Chlorus und dessen Sohn Konstantin begründete Dynastie römischer Kaiser bezeichnet. Sie reichte von der Erhebung Constantius’ I. zum Unterkaiser im Jahr 293 bis zum Tod Julian Apostatas im… …   Deutsch Wikipedia

  • Völkerwanderung: Die Germanen dringen ins römische Imperium —   Der Epochenbegriff »Völkerwanderung« bezeichnet den Übergang von der Antike zum Mittelalter, bewirkt durch den Einbruch germanischer Völkerschaften ins römische Imperium. Der Begriff, erst im 18. Jahrhundert entstanden, umreißt die Zeit etwa… …   Universal-Lexikon

  • Konstantin I. (Rom) — Konstantin I. Kapitolinische Museen Flavius Valerius Constantinus (* an einem 27. Februar zwischen 272 und 285 in Naissus, Moesia Prima; † 22. Mai 337 bei Nikomedia, Bithynia et Pontus), auch bekannt als Konstantin der Große ( …   Deutsch Wikipedia

  • Istanbul — Stambul (veraltet); Konstantinopolis (historisch); Konstantinopel (veraltet); Konstantinopol (historisch); Dersaadet (historisch); Die Stadt der Reichen (historisch) ( …   Universal-Lexikon

  • Justinian — I Justinian   Kaiser Justinian (527 65) regierte knapp vier Jahrzehnte. Länger als er herrschte von seinen Vorgängern nur Augustus, der Schöpfer des römischen Kaisertums. Wie der erste Princeps prägte Justinian nicht nur sein eigenes Zeitalter,… …   Universal-Lexikon

  • Hippodrom (Konstantinopel) — Die Lage des Hippodrom im alten Konstantinopel …   Deutsch Wikipedia

  • Byzanz — Zweites Rom (umgangssprachlich); Rom des Ostens (umgangssprachlich) * * * By|zạnz: alter Name von ↑ Istanbul. * * * Byzạnz,   griechisch Byzạntion, lateinisch Byzạntium, Name einer griechischen Kolonie am Bosporus, die K …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”